Was würdest Du sofort tun, wenn Du keine Angst hättest?

Verrückte Dinge wagen, den Kollegen küssen, kündigen, jemandem die Meinung sagen - was würden wir nicht alles tun, wenn wir keine Angst vor den Folgen hätten. In der virtuellen Welt alles kein Problem. Aber das Leben ist kein Spiel. Oder?

Die Sims oder Wagnis mit Escape-Taste

In meiner Jugend gab es ein Computerspiel, für das ich mir mit Hingabe ganze Nächte um die Ohren geschlagen habe. Man konnte darin kleine Computermenschen, Sims genannt, erschaffen und durch ihr Leben steuern. Ich habe ihnen Häuser eingerichtet, Karrieren für sie ausgewählt und Freundschaften mit anderen Sims eingefädelt. Meine Sims mussten kochen lernen (sonst fackelte die Küche ab) und gaben Partys, auf denen sie Partner kennen lernten mit denen sie Kinder hatten. Fast wie im richtigen Leben also.

 

Obwohl ich von den Sims aus gesehen fast göttlichen Status hatte, gab es einen Haken: Ich konnte nicht in die Zukunft blicken. Wenn ich einem meiner Sims befahl, einen anderen zu küssen, wusste ich nicht was passieren würde. Würde die Beziehung stark genug sein und der andere Sim in Liebe zu meinem entbrennen? Oder würde es in einer Katastrophe enden und alle Mühe war umsonst? Schlau wie ich war, bediente ich mich nach ein paar Reinfällen eines Tricks: Ich speicherte den aktuellen Status, ging dann Risiken ein und wenn es schlecht für mich lief, schloss ich das Programm ohne erneut zu speichern. So konnte ich alles ausprobieren, ohne Angst vor den Konsequenzen haben zu müssen. 

 

 

Welcome to the real world

Wie oft wünsche ich mir in meinem Leben so einen Trick! Wie viel einfacher wäre es zum Beispiel, wenn man einem Kollegen seine Liebe gestehen könnte, ohne das Risiko sich im Worst Case nie wieder im Büro blicken lassen zu können? Aber leider sind wir nicht in einem Computerspiel. 

 

Wir sind da draußen an der Front unseres Lebens, ohne Zurück-Taste und ohne Back-up. Dennoch - nimm Dir 10 Minuten Zeit und all Deinen Mut, um Dich dieser einen, alles verändernden Frage zu stellen: 

 

"Was würde ich sofort tun, wenn ich keine Angst hätte?"

 

Fragen sind enorm mächtig. Sie laden Deinen Geist ein, von den Wegen mit den tiefen Spurrillen abzubiegen und blitzende, neue Verbindungen in Deinem Hirn zu kreieren.

 

Es kann sein, dass Du erst nach ein paar Stunden, Tagen eine Antwort bekommst. Oder aber Du weißt es sofort. Wusstest es im Grunde immer.

 

Wenn Du eine Antwort auf die Frage gefunden hast, dann hüte sie wie einen Schatz. Denn sie lehrt Dich etwas über Deine tiefsten Sehnsüchte und Ängste. Und ja, alles was Du dir gerade vorstellst, kann passieren. Es kann weh tun, es kann peinlich werden und es kann lebensbedrohlich sein. Oder alles zusammen. Das ist der Preis. Das Leben ist kein Computerspiel.

 

Aber was, wenn doch? Mal angenommen, das Leben ist ein Spiel und Du weigerst Dich voll mitzuspielen, aus Angst vor den Konsequenzen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich das Risiko nicht eingehen will: Das Risiko in meiner angewärmten Komfortzone einzuschlafen und nie rauszufinden, was für mich alles drin gewesen wäre. Lieber eine blutige Nase als mein Leben auf der Wartebank bei den anderen "Auf-Nummer-Sicher-Geher" und "Gut-Durch-Kommer" zu verbringen.

 

Wie entscheidest Du Dich?

 

Nichts ist sicher ausser dem tod

Ich für meinen Teil habe mich nach ein paar Monaten mit meinen virtuellen Sims gelangweilt und begann meine Macht in ihrem Leben auszunutzen. Ich baute ihnen ein Schwimmbad und schickte einen von ihnen hinein. Dann löschte ich die Leiter. Es ist mir fast peinlich es zuzugeben, aber ich guckte fasziniert im Zeitraffer zu, wie die Kräfte meines Opfers langsam schwanden und es schließlich starb.

 

Auch der Tod ist ein Teil des Spiels.

Ich habe ihn nie rückgängig macht.